Kennt ihr das. Ihr macht bei einem Gewinnspiel mit, gewinnt dieses und erhaltet dann aber etwas völlig anderes, als das womit ihr gerechnet habt?
Nein?
Na dann seit froh, denn genau das ist mir passiert!
Als ich damals bei einem Blog Anima von Kim Kestner vorgestellt wurde mit anschließendem Gewinnspiel bin ich echt davon ausgegangen, dass ein Exemplar vom Buch verlost wird. Nachdem endlich das Paket mit dem Gewinn ankam habe ich große Augen bekommen.
Anstelle von dem Buch war ein Notizheftchen, einige Buttons, ein Kärtchen sowie ein unterschriebenes Lesezeichen in dem Paket. Beim zweiten Mal lesen vom besagten Blogpost musste ich dann feststellen, dass da wirklich kein Buch verlost wurde.
Tja, wer lesen kann ist klar im Vorteil!
Jeder andere sich jetzt bestimmt gedacht “Ach, pfeiff doch auf das Buch” und es dann früher oder später vergessen. Ich wäre wohl keine Bücherverrückte, wenn ich nicht weiterhin ständig an das Buch gedacht hätte.
Das für mich einzig logische nach diesem “Reinfall” war sich einfach selbst das Buch zu kaufen, wie ihr jetzt ziemlich gut an der Rezension sehen könnt.
Titel: Anima – Schwarze Seele, weißes Herz
Autor: Kim Kestner
Seitenzahl: 480
Verlag: Arena
Erschienen am: 10. Februar 2016
Preis: Hardcover 18,99€
ISBN: 978-3-401-60252-3
Für Abby ist es die schönste Zeit des Jahres!
Jeden Sommer verbringt sie mit ihrer Familie die Ferien im Nationalpark Acadia. Doch diesmal wird die Idylle überschattet: Der zur Unterhaltung engagierte Magier Juspinn fasziniert die Feriengäste nicht nur mit seiner Show – er scheint sie zu manipulieren.
Mit Schrecken muss Abby feststellen, wie sich ihre Familie und Freunde mehr und mehr zum Schlechten verändern. Besonders ihre Schwester Virginia ist auf einmal wie von Sinnen. Abby selbst spürt nicht nur die Anziehungskraft des Fremden, sondern auch die Gefahr, die von ihm ausgeht. Juspinn scheint auf der Suche zu sein, nach etwas, das nur sie ihm geben kann.
Die Geschichte einer undenkbaren Liebe im Kampf gegen die größten Mächte der Welt.
Bei Anima ist mir gleich die Dicke vom Buch aufgefallen, als ich es zum ersten Mal in der Hand hatte. Ziemlich schnell ist dadurch der Eindruck entstanden, dass das Buch evtl. ein Wälzer sein könnte.
Dieser Eindruck ist jedoch nicht ganz gerechtfertigt. Sicherlich fragt ihr euch jetzt weshalb das so ist.
Das Buch hat mit seinen 480 Seiten zwar einige zu bieten aber durch das relativ dicke Papier sieht das Buch unglaublich dick aus. Nicht alle Bücher, die fast die 500 Seiten Marke knacken sind so dick. Hinzu kommt, das die Schrift und die Stege, der ungedruckte Teil einer Seite, meines Erachtens relativ groß bzw. breit gewählt sind was die Seitenzahl automatisch in die Höhe schiessen lässt.
Lasst euch daher nicht von dem riesigen Volumen verschrecken, falls ihr mal dazu greifen solltet. Es sieht gigantischer aus als es ist und während dem Lesen rückt die Gesamtseitenzahl ziemlich schnell in den Hintergrund.
Obwohl die Gestaltung von dem Cover echt gelungen ist, war das für mich nicht der ausschlaggebende Grund weshalb ich das Buch unbedingt besitzen wollte. Nicht das es schlecht aussieht oder mir nicht gefällt aber in der Bücherwildnis hätte ich es wahrscheinlich nicht großartig wahrgenommen.
Anima gehört nämlich zu den wenigen Büchern, die mich ausnahmsweise nicht mit dem Cover sondern mit einem interessant klingendem Klappentext locken.
Betrachten wir aber mal das Buch bzw. den Einband ein wenig genauer. Auf den ersten Blick wirkt dieser ziemlich ruhig und unscheinbar. Was mich aber total anzieht, oder besser gesagt die Aufmerksamkeit meiner Augen, sind die zwei Flügel mit dem kleinen Diamanten in der Mitte.
Mein erster Gedanke zu den beiden Flügeln war, dass diese mich ziemlich stark an das Yin und Yang Zeichen erinnern.
Ein schneller Blick ins Internet und die Suche zeigt mir, dass mein Gedanke gar nicht so verkehrt ist und nämlich das Hotu, das Symbol für Yin und Yang der Welt, dargestellt wird. Was mich an dem Cover jedoch etwas überrascht hat ist, dass sogar der Diamant in der Mitte nicht einfach willkürlich ausgewählt worden ist, sondern auch in dem Zeichen vorkommt.
Liest man nun ein bisschen von der Geschichte dann merkt man schnell, dass der Einband den Inhalt richtig gut wiedergibt. Die Grundidee, auf die diese Geschichte basiert, ist nämlich der Gegensatz. Anima handelt aber nicht nur von irgendeinem Gegensatz, sondern von dem Gegensatzpaar gut und böse.
Ich denke mal, dass jedem diese Grundidee bekannt ist, dass wenn es etwas Gutes gibt auch der Gegenpart also das Böse vorhanden ist. Dieses Thema allerdings als Jugendbuch und in Form von Menschen darzustellen finde ich interessant und spannend zugleich.
Wobei Menschen hier nicht so ganz zutrifft, da Abby und Juspinn mehr sind als nur irgendwelche daher gekommenen Menschen. Die zwei haben jeweils eine Engelstropfe auf der Haut, die ganz zufällig wie ein Teil vom Yin und Yang Zeichen aussieht und in der Farbe von der Seite die sie repräsentieren ist.
Denn darum geht es, nicht war?
Schwarz und Weiß.
Und die immerwährende Frage, zu welcher Seite die Waage letztendlich kippt
Seite 216
Das Außergewöhnliche an dem Tropfen ist, dass dieser sich farblich verändern kann. Macht einer der beiden etwas Gutes bzw. entwickelt sich zu einem guten Menschen so wird der Tropfen heller, passiert aber das Gegenteil so wird der Tropfen dunkler.
Wie der ein oder andere sich schon denken kann ist diese Eigenschaft der Engelstropfe von großer Bedeutung in der Geschichte und verleiht ihr auf eine Portion an Spannung.
Abby verkörpert die gute Seite von dem Hotu und verkörpert perfekt die Unschuld vom Lande, die keiner Fliege etwas antun würde.
Ehrlich gesagt ging sie mir bzw. ihre Charakterdarstellung am Anfang ziemlich auf die Nerven, weil die Autorin scheinbar sämtliche Klischees, vom “guten Mädchen”, überspitzt verwendet hat. Dadurch ist mir Abby total surreal vorgekommen.
Zum Teil habe ich mich aber auch total aufgeregt, da meiner Meinung nach kein Mensch der Inbegriff von gut ist.
Irgendwann hat doch jeder mal einen Ausrutscher und kann nicht ständig perfekt sein! Oder etwa nicht?
Warum war ich schon das zweite Mal an diesem Tag so wütend geworden?
Das war überhaupt nicht meine Art.
Seite 47
(Abbys Sicht)
Obwohl Abby in gewissem Sinn als Charakter richtig dargestellt wird, da sie ja eindeutig das gute Hotu ist, war es für mich schön zu sehen wie sie sich verändert hat. Klar, diese Veränderung bedeutet auch gleichzeitig, dass sie sich von ihrer guten Seite entfernt aber das lässt sie realer wirken.
Vor allem da sie in der Geschichte sich bewusst Gedanken darüber macht was es bedeutet ein weißes oder ein schwarzes Hotu zu haben. Aber auch als Leser kann man sich die Frage stellen, was man für ein Mensch sein würde, wenn man in einigen Situationen anders reagiert hätte.
Juspinn ist der männliche Protagonist und stellt das Böse dar. Meiner Meinung nach trifft er mit seinem Charakter den Nagel auf den Kopf. Bei ihm wurden ebenfalls die für die Seite typischen Eigenschaften, beim ihm besonders die des bösen Jungen, überspitzt dargestellt. Seltsamerweise hat mich das deutlich weniger gestört als bei Abby.
Wahrscheinlich kann das daran liegen, dass Juspinn erst später in der Geschichte erschienen ist und Abby mich daher vorher nerven konnte. Es kann aber auch sein, dass ich es einem Charakter eher abkaufen kann, dass er von Grund auf böse ist.
Der ein oder andere von euch denkt jetzt wahrscheinlich, dass ich das total schlimme Menschenbild habe aber irgendwie kann ich es eher akzeptieren, wenn jemand übertrieben böse ist als übertrieben gut.
Selbst wenn jemand nicht von Grund auf böse sein sollte ist es meiner Meinung nach eine angenehmere Überraschung, wenn dieser sich quasi von schlecht in gut entwickelt als umgekehrt.
Das schöne an Anima jedoch ist, dass beide Protagonisten, aber auch die anderen Charaktere in dem Buch, sich verändern und bewusst entscheiden müssen zu welcher Seite sie gehören möchten. Dieser Weg bis hin zur Entscheidung hat auch mich, als Leser, mit einbezogen.
Man beginnt ebenfalls darüber nachzudenken was für eine Art von Person man ist und noch viel wichtiger – welche Art von Person man sein möchte.
Als ich zu Anima griff, wusste ich nicht so recht was ich von der Autorin bzw. ihrer Geschichte erwarten durfte, da es mein erstes Buch von Kim Kestner ist. Sie ist aber kein ungeschriebenes Blatt und manche von euch kennen wahrscheinlich ihre Zeitrausch-Trilogie.
Schnell wurde ich, während dem Lesen, von ihrem locker, leichten und total unkomplizierten Schreibstil überrascht. Die Lust zum Lesen wurde dadurch noch ein wenig mehr angefacht. Hinzu kommt dann noch die Kombination aus dem unkomplizierten Schreibstil und einer interessant klingenden, gut erkennbaren Grundidee und das Buch ist schneller zu Ende gelesen als man schauen kann.
Was mir besonders an ihrem Schreibstil gefallen hat, war dass sie die Geschichte zum einen aus der Sicht von Abby und Juspinn schreibt und diese geschickt wechselt. Durch das Wechseln der Perspektive erhält man als Leser Klarheit und tappt nicht wie die Protagonisten im Dunkeln.
Bei einer Podiumsdiskussion von den Herzenstage, an der Frankfurter Buchmesse, wurde behauptet, dass eine Fantasy Geschichte nicht ganz ohne Klischees auskommen kann.
Klar, das ein oder andere Klischee findet man in jedem Buch wieder jedoch ist mir das nicht so oft bewusst aufgefallen. Tja, einmal den Gedanken angestoßen lässt dieser mich nicht los und mir sind schon während dem Lesen einige Klischees aufgefallen aber das überfliegen meiner markierter Seiten hat diese wieder deutlich an die Oberfläche gezogen.
Zu allererst möchte ich sagen, dass ich nichts gegen Klischees einzuwenden habe, wenn diese in die Geschichte passen und nicht einfach wahllos genommen wurden. Die ersten Klischees findet man eindeutig in der Charakterbeschreibung/ -darstellung von Abby und Juspinn wieder. Hier sind sie meiner Meinung nach aber wichtig, da man so ein Gefühl bekommt wer nun Gut oder Böse ist. Auch die Charakterentwicklung von den beiden bekommt man echt gut mit, da sie eben von diesem Klischee abweichen.
Manchmal entpuppt sich Böses im Nachhinein als Gutes.
War es dann nicht aber von Anfang an etwas Gutes gewesen und wir hatten es nur falsch zugeordnet?
Wie oft stecken wir Dinge einfach nur in Schubladen, statt uns mit ihnen auseinanderzusetzen?
Seite 391/392
Was scheinbar in fast keinem Jugendbuch fehlen darf ist eine Portion Liebe. Wie soll es auch anders sein erhält man hier eine oft verwendete Form von Liebesgeschichte nämlich “Bad boy meets bad girl” oder auch “Gegensätze ziehen sich magisch an” genannt.
Mich hätte es ehrlich gesagt auch gewundert, wenn dieses Klischee nicht aufgegriffen worden wäre, da ja der Roman schon vom Kampf zwischen Gut und Böse handelt und es daher perfekt hineinpasst. Blendet man das ziemlich offensichtliche Klischee aus und lässt sich auf die beiden und ihre gemeinsame Geschichte ein bekommt man einige “awww”-Momente.
Jedoch finde ich es total schade, dass man in Anima viel von Gefühlen liest aber keine Emotionen den Leser erreichen. Man bleibt hier einfach nur der stumme Beobachter und ist nicht so wirklich ein Teil der Geschichte.
Ein weiterer Minuspunkt, den Anima von mir erhält ist für das Ende bzw. dessen Umsetzung. Die ganze Zeit wird gezeigt wie mächtig, schlau und überlegen der Teufel gegenüber allen ist und dann so ein billiges Ende??
Ehhh…nein, das will und kann ich nicht akzeptieren!
Das Ende was man hier geliefert bekommt ist dafür einfach viel zu einfach und irgendwie der totale Mist! Unter 100 Seiten wird passiert wird der entscheidende Kampf entschieden, lässt Spielraum für eine Fortsetzung und das soll es gewesen sein?
Ohne hier zu viel von dem Ende zu verraten, ich bin mehr als unzufrieden von dem Ende!
Ganz untypisch von mir hoffe ich trotz der echt guten Idee und Geschichte, dass es keinen zweiten Teil von Anima geben wird da das Ende mir die Lust auf eine Fortsetzung echt vermiest hat.
Obwohl ich die Handlung bzw. die Grundidee mich ziemlich interessiert und begeistert hat gehört Anima bei mir nicht zu den Büchern, welches ich jemanden unbedingt weiterempfehlen muss.
Auf der einen Seite hatte ich echt Freude am Lesen und habe das Buch fast verschlungen. Man merkt hier sehr deutlich, dass man alleine durch die Frage ob das Gute oder das Böse gewinnt in dem Bann vom Buch gezogen wird und auch darüber nachdenkt wie es um einen selbst steht.
Auf der anderen Seite dagegen stören mich zwei Punkte besonders. Mir sind zum einen einfach viel zu wenig Emotionen rübergekommen und zum anderen war das Ende einfach nur enttäuschend. Gerade das schlechte Ende macht mir zu schaffen, da es der letzte Eindruck ist, den die Geschichte hinterlässt und das ist für mich leider kein guter.
Huhu, wirklich tolle Rezi. Bei mir steht das Buch auch schon ganz lange auf der WuLi. Mal sehen, wann es bei mir einziehen und dann auch gelesen wird.
Liebe Grüße
Sarah
Huhu!
Eine tolle Rezension! Schade zwar, dass dich das Buch nicht so sehr begeistern konnte, aber ich konnte sehr nachvollziehen woran das lag, das hast du wirklich toll beschrieben :)
Und zur Dicke des Buches: Ja, die Bücher des Arena-Verlags sind tatsächlich noch richtig gebunden (Fadenbindung) und nicht nur geklebt, so wie es mittlerweile die überwiegende Mehrheit der Verlage bevorzugen. Daher sind die Bücher dann auch dicker, das Papier ist immer hochwertig und ich finde die Ausstattung der Arena-Bücher auch immer super :)
Liebe Grüße
Nicole