Jedes Jahr ist bei mir die Vorfreude in den Frühlingsmonaten immer besonders groß, da meistens ein neuer Sparks in den Neuerscheinungen enthalten ist. Auch in diesem Jahr beglückt der Meister der Romantik seine Fans mit einem neuen Werk.
Nachdem mich Nicholas Sparks im letzten Jahr, mit “Wenn du mich siehst”, so richtig überraschen und begeistern konnte, war ich gespannt darauf, ob er den neu gefundenen Stil weiter ausprobiert oder wieder zum alten zurückkehrt.
Was dazu geführt hat, dass für mich “Seit du bei mir bist” der schlechteste Nicholas Sparks Roman aller Zeiten ist, erfahrt ihr hier. An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass es mich richtig überrascht so enttäuscht von einem Sparks Buch zu sein, das es schon weh tut.
Titel: Seit du bei mir bist
Autor: Nicholas Sparks
Übersetzer: Astrid Finke
Originaltitel: Two by two
Seitenzahl: 575
Verlag: Heyne
Erschienen am: 27. März 2017
Preis: gebundene Ausgabe 19,99€
ISBN: 978-3-8371-3776-7
Eigentlich läuft alles nach Plan für Russell: Er hat eine fantastische Ehefrau, Vivian, eine süße kleine Tochter und ein wunderschönes großes Haus in North Carolina. Beruflich hat er endlich den Sprung gewagt und sich mit einer kleinen Werbeagentur selbstständig gemacht. Leider hat er noch keinen einzigen Auftrag, doch er ist voller Vertrauen auf die Zukunft.
Aber dann bewegt sich sein Leben plötzlich in atemberaubender Geschwindigkeit in eine ganz andere Richtung als geplant: Mit einem Mal muss er um seinen Beruf und seine Ehe kämpfen, und dann findet er sich auch noch in der Rolle des alleinerziehenden Vaters wieder.
Die fünfjährige London, ein wunderbares Kind, dennoch fühlt sich Russell zunächst völlig überfordert von seinem neuen Leben und seiner neuen Verantwortung. Und gerade als er glaubt, alles langsam wieder in den Griff zu bekommen, warten weitere ungeahnte emotionale Herausforderungen auf ihn…
Von außen mach die Aufmachung von “Seit du bei mir bist” einen ganz soliden und bekannten Eindruck. Mit anderen Worten sieht der neuste Roman von Nicholas Sparks wie ein typisches Sparks Buch aus mit seinen bekannten Schriftarten an den richtigen stellen und einer hübschen Umgebung als Hintergrund.
Der Anblick ist mit mittlerweile so vertraut, dass ich ehrlich gesagt nicht all zu viel Zeit damit verbringe, mich mit dem Cover auseinander zusetzen. Ist gleichzeitig aber auch schade. Nicholas Sparks ist wahrscheinlich auch der einzige Autor, bei dem es mir völlig egal ist wie das Cover aussieht. Rein theoretisch könnte es auch komplett schwarz sein, Hauptsache es ist ein Sparks drinnen.
Etwas was mich im Inneren vom Buch stutzig werden lassen hat, war die Schriftgröße. Irgendwie hatte ich diese größer in Erinnerung, sodass ich zum Bücherregal gestapft bin und ein paar Bücher zum Vergleichen herausgezogen habe.
Wie sich herausgestellt hat, ist die Größe ziemlich normal also keine Angst, wenn ich das Buch zum ersten Mal aufklappt. Man gewöhnt sich aber recht schnell daran.
In Seit du bei mir bist wird die Geschichte von Russell erzählt, welche sich ehrlich gesagt ziemlich real anfühlt und kein bisschen erfunden. Könnte mich sogar vorstellen, dass es ein paar Leute da draußen gibt, die Ähnliches erlebt haben.
Was anfangs noch wie eine typische Geschichte aus der Feder von Nicholas Sparks wirkt entpuppt sich nach und nach als eine echt traurige und sehr deprimierende Geschichte.
Erst gegen Ende vom Buch kommt diese für Nicholas Sparks typische geballte Ladung der Emotionen. Zwar war es eine völlig andere Person und Situation, mit der man die ganze Zeit über nicht wirklich rechnet, aber man konnte die Gefühle spüren. Mir persönlich hat das Ende – wie fast immer – das Herz zerrissen und ich habe geheult wie so ein Schlosshund. Gestört hat es mich nicht, weil mir das von Anfang an bewusst ist, wenn ich zu einem Sparks Buch greife. Ehrlich gesagt erwarte ich es mittlerweile auch von ihm bzw. der Geschichte, die er erzählt berührt zu werden.
Bevor jemand jetzt den Einwand bringt, dass Mr. Sparks schon die ein oder andere traurige geschrieben hat, möchte ich erwähnen, dass das zwar stimmt, aber bisher hat er noch nie eine deprimierende geschrieben. Jedenfalls hat mich bisher noch keine seiner Geschichte so deprimiert wie “Seit du bei mir bist”.
Zwar verstand ich, dass unser Leben sich in letzter Zeit anders entwickelt hatte,
als wir beide hatten voraussehen können, aber ich fragte mich unwillkürlich nicht nur,
ob Vivian mich noch liebte, sondern ob sie mich überhaupt noch mochte.
Seite 192
Ja, das Leben bietet einem nicht immer nur die fröhlichen Augenblicke, aber im Fall von Russell geht alles ab einem bestimmten Moment steil bergab. Wirklich alles! Mit anderen Worten, der Karren steckt so richtig fest im Dreck drinnen und er (Russell) hat nicht wirklich das Interesse daran etwas zu ändern.
Der Leser begleitet Russ bei seiner Reise durch die dunkelsten Zeiten seines Lebens und glaubt mir, man merkt das auch deutlich. Bei mir hat sich das an meiner eigenen Stimmung und der Lesemotivation sehr schnell bemerkbar gemacht!
Schon nach nur wenigen Seiten – war weit unter 100 Seiten (!) – war meine Laune sehr niedergeschlagen und das Lesen der Geschichte sehr mühsam, um nicht gerade extrem zäh zu sagen.
Oft habe ich mich danach gesehnt endlich etwas Positives zu Lesen. Dem war leider nicht so! Stattdessen konnte man miterleben, wie es sich anfühlt, wenn im Leben alles schief läuft. Hinzu kommt, dass der Betroffene nicht wirklich die Intention besitzt, dies schnellstmöglich zu ändern.
Ich traue mich es schon fast nicht zu sagen, weil es sich hierbei um ein Buch von meinem Lieblingsautor handelt, aber sehr oft davor “Seite du bei mir bist” abzubrechen. Einzig allein die Hoffnung, dass sich das noch ändern wird, habe ich weiter gelesen.
Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich für ein Buch weit über einen Monat zum Lesen gebraucht.
EINEN KOMPLETTEN MONAT!
Auch mit dem Schreiben der Rezension hat es sich hingezogen, weil ich ungern etwas Schlechtes schreibe. Vor allem, wenn es der Lieblingsautor ist, aber das Buch richtig, richtig schlecht ist. Ein weiterer Punkt ist, dass ich mich sehr anstrengen musste, um die passenden Worte für meine Empfindungen zu finden.
Wie oben bestimmt schon tausend mal erwähnt, empfand ich “seit du bei mir bist” als ziemlich deprimierend. Besonders die Darstellung von Russells Charakter hat mich zum einen echt fertiggemacht, zum anderen hat er mich manchmal echt zur Weißglut gemacht.
Im Großen und Ganzen kann man schon behaupten, dass Russ eigentlich ein ziemlich netter Kerl ist. Jedoch hat er einige Seiten an sich, die etwas sonderlich sind, um nicht zu sagen er zeigt hier und da ein echt seltsames Verhalten.
Einer der ersten Dinge, die ich bei Beschreibung von Russ empfunden habe, ist Sympathie und Mitleid. Während der ersten Beschreibungen und Momenten aus seiner Vergangenheit erlebt man ihn als einen echt lieben Kerl, der sich darum bemüht so zu sein, wie es sich viele Frauen wünschen. Witzig. Aufmerksam. Romantisch.
Je mehr er sich allerdings bemüht der perfekte Mann zu sein kassiert er einen Korb nach den anderen. Schnell hat sich bei mir neben der Sympathie auch noch das Mitleid gesellt, da er seiner Meinung nichts falsch macht. Man kann auch sagen, dass er sich so verhält, wie Frauen sich das immer wünschen und trotzdem klappt es nicht mit den Damen.
Nach einigen Abweisungen beginnt Russell sich zu ändern. Aber auch seine Gedanken gegenüber Frauen verändern sich sehr. Mir selbst stand ungelogen der Mund offen, als ich lesen musste, wie Frauen nach und nach negativ (als Monster) dargestellt wurden, weil sie einfach nicht so auf seine romantischen Gesten reagiert haben, wie er es sich erhofft hat.
Als dann noch, auf Seite 26, seine Männerregeln in Bezug auf den Umgang mit Frauen kamen, habe ich mich echt gefragt, ob hier wirklich ein Nicholas Sparks Buch lese oder einfach nur im falschen Film bin.
Schaut man sich seinen Charakter mal näher an so bemerkt man, dass hinter seinem – nennen wir es mal – Ausrutscher mit dieser absurden Sichtweise auf Frauen und seinen bescheuerten Männerregel, ein Mann steht, der einfach nur zurückgeliebt wird. Als dieser Fall eintrifft, verwandelt in ein kleines, verliebtes Hündchen, welches nur noch hinter Vivian (später seine Ehefrau) rennt.
Schuldgefühle sind nicht immer vergeudet.
Sie können uns davon abhalten,
denselben Fehler zweimal zu machen.
Seite 191
Es ist ja nichts Verkehrtes dabei, dass jemand sehr intensiv liebt, aber beide Augen sollte man dennoch nicht vor der Wirklichkeit verschließen. Davon hat Russell scheinbar nichts gehört und prompt macht er es bei jeder Gelegenheit, welche Vivian ihm bietet.
Als er dann auch noch merkt, dass sich die Beziehung in die falsche Richtung entwickelt, lädt er die ganze Schuld auf sich. Hinzu kommt auch noch, dass er der Meinung ist, alles retten zu müssen, was nicht so läuft, wie es sollte.
“Seit du bei mir bist” handelt nicht ausschließlich nur von Russell und wie er, meiner Meinung nach, ein Liebestrottel ist, der gerne die Augen vor der unschönen Wahrheit verschließt. In dem neuen Nicholas Sparks Roman erlebt man wie es für jemanden ist alles zu verlieren und dann anschließend Schritt für Schritt einen Weg finden muss.
Auch das Thema Scheidung, und dass das nicht immer ganz so einfach ist, wie man sich das vorstellt, bekommt man als Leser mit. Plus, hier ist noch ein Kind involviert, welches das ganze Drumherum der Scheidung nicht mitbekommen soll.
Die Familie und deren Zusammenhalt in sehr tragischen Momenten spielt hier ebenfalls eine Rolle.
Ja, ich glaube so langsam, dass mir mittlerweile die Distanz zu der Geschichte und dem verbunden Frust echt gut tut beim Schreiben dieser Rezension. Hätte ich mich direkt nach dem Lesen ans Schreiben gesetzt, so wären mir im Nachhinein die oben aufgezählten Punkte nie so bewusst aufgefallen.
Gerade beim Thema Familie, egal ob das in Form von Russ und seiner Tochter oder seinen Eltern/Schwester ist, merkt man hin und wieder dieses typische Verhalten von Nicholas Sparks Protagonisten.
Vor allem gefällt mir sein Verhalten gegenüber um seine Tochter und wie er sich bemüht sie glücklich zu machen. Dabei merkt man außerdem noch wie Russ dabei versucht ihr eine “normale” Kindheit zu schenken auch wenn die Familie mit der Scheidung, im klassischen Sinn, als zerrüttet gilt.
Als besonders schön empfinde ich auch die innige und liebevolle Beziehung zwischen Russel und seiner Schwester. In den ganzen Rückblicken erlebt man so einige Momente, in denen das Band zwischen den beiden gestärkt wird. Aber auch in der Gegenwart und in der fortlaufenden Geschichte merkt man, wie wichtig Familie für Russell ist.
Der sehr deutliche Gegenpart zu Russ ist seine Frau Vivian mit ihrem Verhalten gegenüber ihm, welches sich immer mehr verschlimmert, und der gemeinsamen Tochter.
Sie drillt die kleine London auf Leistung und auf ein perfektes Auftreten nach außen, sodass sie gar nicht merkt, wie unglücklich ihre Tochter ist. Gerade bei Vivian habe ich mich oft gefragt, ob sie sich nicht bewusst ist, wie viel ihre Tochter eigentlich von der Trennung mitbekommt. Aber auch den enormen Leistungsdruck, den sie auf ihre eigene Tochter ausübt, kann ich nicht verstehen. Klar, manche Achten mehr darauf, was die Gesellschaft von einem hält, doch als herauskommt, dass London das Ballett hasst und es eigentlich nur wegen der Mutter macht, hätte für Vivian das Wohl ihres Kindes an erster Stelle stehen müssen.
Es tut mir echt weh das zu sagen, aber Nicholas Sparks hat mich zum allerersten Mal in meinem Leben mit einem Buch enttäuscht und sogar für eine Leseflaute, bei mir, gesorgt.
Was anfangs für mich nach einer ziemlich interessanten Geschichte klang, hat sich als eine deprimierende Familientragödie herausgestellt, die mich immer mehr heruntergezogen hat. Die Charaktere der Geschichte waren, überspitzt ausgedrückt, entweder richtige Monster oder sie haben sich in Selbstmitleid gesuhlt. Nicht einmal vor einer echt hässlichen Schlammschlacht, während der Scheidungsphase, wurde haltgemacht und sogar das gemeinsame Kind wurde in das Drama mehr oder weniger mit reingezogen.
Würde man rund 2/3 des Buches streichen bzw. umschreiben, dann hätte die Geschichte wieder den Charakter eines typischen Nicholas Sparks Buches. So aber ist es meiner Meinung nach ein Roman, der einen immer mehr deprimiert und demotiviert weiterzulesen. Aus diesem Grund, auch wenn mein Herz jetzt echt weint, bekommt “Seit du bei mir bist” nur 1 von 5 Drachen.
Ich hoffe so sehr, dass sich der schlechte Eindruck mit einem neuen Roman, von ihm, ändern wird.
Danke an den Heyne Verlag und das Bloggerportal für dieses Rezensionsexemplar!
Liebe Kathrin
Ich fand das Buch sehr toll. Total spannend, ich konnte es nicht mehr aus der Hand legen. Ich würde es auch mit 5 Sternen bewerten.
Schade, daß es Dir nicht gefallen hat
Liebe Grüße
Anja
Hallo Anja,
ich glaube, dass ich das Buch einfach nur zur falschen Zeit gelesen habe. Oder besser gesagt ich hoffe es zumindest.
Mich freut es aber sehr, dass er dir gefallen hat. Habe bisher kaum einen getroffen, dem Seit du bei mir bist gefallen hat.
Wünsche dir einen schönen Abend :)
Hey. Wir hatten da ja bereits zu geschrieben. Tut mir echt leid, dass du so enttäuscht wurdest.