Momma schloss die Tür hinter sich. “Du bist eine Frau”, sagte sie leise. Carrie spürte, wie ihr Gesicht zuckte und sich verzerrte, und sie konnte nichts dagegen tun. “Warum hast du mir nichts davon gesagt?” schrie sie. “O Momma, ich hatte solche Angst! Die anderen Mädchen haben sich über mich lustig gemacht und mich mit Sachen beworfen und …”
Momma war auf sie zugegangen, und dann hatte sie ganz plötzlich ausgeholt und wuchtig zugeschlagen, mit harter Hand, wäschereigestählt und muskulös. Sie schlug Carrie mit dem Handrücken gegen den Kiefer, und Carrie stürzte im Korridor zwischen Eingangstür und Wohnzimmer zu Boden und weinte laut. “Und Gott schuf Eva aus Adams Rippe”, sagte Momma. Ihre Augen waren groß wie Spiegeleier hinter den randlosen Brillengläsern. Sie trat Carrie mit der Seite des Fußes in den Leib, und Carrie schrie.
“Steh auf, Weib. Lass uns hineingehen und beten. Lass uns für unsere weibisch-schwachen, verkommenen, sündigen Seelen zu Jesus beten.”
“Carrie” – Stephen King
[Seite 70]
Titel: Carrie
Autor: Stephen King
Seitenzahl: 320
Erstveröffentlichung: April 1974
Neuauflage: November 2013
Verlag: Bastei Lübbe
Kaufen: 9,99 (hier)
Carrie war schon immer anders. Wegen ihrer unbeholfenen Art ist sie in der Schule eine Außenseiterin und wird gnadenlos gehänselt. Zu Hause leidet sie unter dem religiösen Fanatismus ihrer Mutter. Nur ein einziges Mal fühlt sich Carrie so wie alle anderen Mädchen: Als sie zum Schulball eingeladen wird. Doch der Abend endet nach einem grausamen Streich in einer Katastrophe. Denn Carrie ist beseelt von einer unheimlichen Gabe. Einer Gabe, die sie ein Inferno entfesseln lässt, gegen das die Hölle wie ein lieblicher Garten Eden aussieht
Nachdem ich schon etwas länger kein Stephen King Buch in den Händen hatte war ich ziemlich gespannt darauf wie es dieses Mal beim Lesen sein wird. Da ich wusste, dass Carrie der erste Roman von Stephen King ist hatte ich dazu irgendwie noch hohe Erwartungen an das Buch. Überall habe ich gehört, dass es DER Roman von Stephen King ist und die Geschichte von dem Buch unglaublich gut.
Vorab.
Die Geschichte rund um Carrie kannte ich schon vor dem Lesen. Vor ungefähr 2 Jahren habe ich die Neuverfilmung, mit Julianne Moore (Carries Mutter) und Chloë Grace Moritz (Carrie), im Kino gesehen. Das einzige was mich nun hätte Überraschen können ist, dass die Geschichte anders ist und wie Stephen King sie beschreibt. Aus Büchern wie “Die Arena” oder “Joyland” weis ich, dass er sehr detailliert und schockierend schreiben kann. Wie wird also sein allererstes Werk sein? War er von Anfang an schon so ein Genie? Oder ist das von Roman zu Roman gewachsen?
Als ich mit dem Buch begonnen habe war ich optimistisch, dass das Buch mich in seinen Bann ziehen würde. Nach den ersten paar Seiten jedoch war die Geschichte oder besser gesagt die Schreibweise sehr zäh und es war für mich mühsam das Buch zu lesen. Am Anfang habe ich noch gedacht es würde daran liegen, dass ich schon länger kein Stephen King Roman mehr gelesen hatte und mich erst wieder an ihn gewöhnen müsse. Leider lag es nicht daran. Schnell habe ich gemerkt, dass ich dieses Gefühl andauernd hatte. Da ich allerdings die Geschichte vom Film her kannte wollte ich nicht sofort aufgeben. Hinzu kommt noch, dass Carrie schon eine Weile bei mir auf meiner SuB liegt.
Ich war allerdings ganz nahe dran mit dem Lesen abzubrechen, da ich das Buch schon mehrere Wochen auf die Seite gelegt hatte und bewusst nicht lesen wollte. Erst durch meinen Unfall, dank dem ich 6 Wochen krankgeschrieben bin und nichts außer lesen, Filme/Serien schauen und bloggen kann, bin ich wieder zu Carrie zurück gekehrt um das Buch zu beenden.
Da im Roman die Geschichte immer wieder von Berichten oder Ausschnitten von Büchern unterbrochen wurde kam es mir so vor als würde eine Situation immer und immer wieder betrachtet. Die jeweiligen Abschnitte waren für meinen Geschmack zu kurz was für zu einer Unruhe bei mir geführt hat. Natürlich kann es interessant sein eine Situation aus einer anderen Perspektive zu betrachten aber mich hat diese “springen” von Geschichte zu Aussage, zu Geschichte, zu Artikel, zu Geschichte, zu Bericht und wieder zu Geschichte einfach nur genervt. Am Ende vom Buch ist eine Anmerkung, dass Carrie der erste Roman von Stephen King ist, der eigentlich zu erst in den Müll gelandet ist. Den Verlagen war die komplette Geschichte einfach zu kurz. Seine Frau war allerdings von den Entwürfen so begeistert gewesen, dass er diese Berichte, Artikel und Aussagen ergänzt und in die Geschichte mit eingebunden hat. Dies erklärt also weshalb die Geschichte so oft hin und her springt.
Was mir an Carrie, von Stephen King, allerdings besonders gefallen hat ist die Art und Weise wie die Protagonisten beschrieben werden. Man bekommt so z.B. sehr gut mit was für einen riesigen Knacks Carries Mutter hat und fühlt mit der armen Carrie mit. Gleichzeitig war sie so gut dargestellt, dass man teilweise auch selbst Angst vor der Mutter bekommt. Mit Carrie dagegen hat man eigentlich die ganze Zeit mitgefühlt. Sei es durch die Schikane der Mitschüler oder die Erziehung und Strafen der Mutter.
Carrie hat kein einfaches Leben.